Auf der Suche nach Alzheimer-Stopper

Auf der Suche nach Alzheimer-Stopper

Auf der Suche nach Alzheimer-Stopper: Wissenschaftler der Universität Göttingen erforschen neue Wirkstoffe

Alzheimer-Stopper-Bisher ist die Alzheimerkrankheit, die zu Demenz führt, weder heilbar, noch ist es gelungen, Möglichkeiten zu finden, die Krankheit zu verhindern. Göttinger Forscher unter Leitung von Prof. Dr. Markus Zweckstetter untersuchen derzeit aber zwei Wirkstoffe, die zu wirksamen Medikamenten werden könnten.

Die Forscher arbeiten am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Das hochmodern ausgestattete Forschungsinstitut konnte sich bereits im Jahr 2018 über einer Fördersumme von 2,5 Millionen Euro für 5 Jahre vom Europäischen Forschungsrat (ERC) freuen. Nun wurden weitere 150.000 Euro EU-Fördergeld bereitgestellt, um die zwei Wirkstoffkandidaten zu untersuchen.

Mögliche Alzheimer-Stopper zu erforschen, ist bedeutend

Nachdem die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) im Jahr 2021 die Zulassung des Medikaments Aduhelm vom US-Unternehmen Biogen abgelehnt hatte, ist die Suche nach Alzheimer-Stoppern bei deutschen Forscher noch einmal wichtiger geworden.

Die Alzheimerkrankheit führt zum Verkleben von Eiweißen im Gehirn. Außerhalb der Nervenzellen reichern sich dann Plaque-Ablagerungen an. In den Zellen selbst bilden sich Aggregate des Tau-Proteins. Beides hat eine zerstörerische Wirkung auf das menschliche Gehirn. Aduhelm basierte auf dem Antikörper Aducanumab. Dieser sollte solche Ablagerungen im Gehirn angreifen.

Der Ansatz von Prof. Dr. Markus Zweckstetter und seinem Team ist die Verminderung der Tau-Aggregation. Die DZNE-Forscher hoffen, dass ein Wirkstoff gegen die Bildung von Tau-Aggregaten auch bei anderen neurodegenerativen Krankheiten angewendet werden kann.

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Lassen sich Tau-Ablagerungen im menschlichen Gehirn verhindern?

Zwei mögliche Wirkstoffe, die Tau-Ablagerungen verhindern können, werden derzeit von den DZNE-Forschern untersucht. Aussagen über die chemische Zusammensetzung der möglichen Wirkstoffe macht das Forschungsinstitut derzeit allerdings nicht, da ein Patentverfahren läuft.

Bekannt ist, dass eine der Substanzen als vielversprechend gilt, da diese bereits als Medikament bei anderen Erkrankungen zugelassen ist. Deshalb ist bei diesem Wirkstoff bereits belegt, dass er ins Gehirn gelangen kann und für Menschen verträglich ist. Ob der andere Wirkstoff dieselben Eigenschaften aufweist, will das Forscherteam im Rahmen des Projektes herausfinden.

Die Wirkstoffe greifen nicht schon gebildete Tau-Ablagerungen an, wie das bei Aduhelm gedacht war, sondern konzentrieren sich auf Tröpfchen, die in der Zellflüssigkeit entstehen und Tau-Proteine beinhalten. Wenn die Bildung dieser Tröpfchen verhindert werden könnte, kann der negativen Anhäufung von Tau-Proteinen frühzeitig entgegengewirkt werden. Tau-Verklumpungen würden dann ebenfalls verhindert werden, weswegen die Wirkstoffe als mögliche Alzheimer-Stopper bezeichnet werden.

Bisherige Laborversuche erfolgreich

Laut Prof. Dr. Markus Zweckstetter hat sein DZNE-Forscherteam den beschriebenen Vorgang bei beiden Wirkstoffen sowohl in Laborversuchen als auch in Zellkulturen nachgewiesen. Die Wirkung wurde unter anderem an Fruchtfliegen getestet, weil die Insekten als Folge von Genmutationen ebenfalls zu viele Tau-Proteine produzieren. Die Wirkstoffe wurden dem Fliegenfutter beigemischt und verringerten das Auftreten von Nervenschäden bei den Tieren.

Das zusätzliche EU-Fördergeld soll nun dabei helfen, die Wirkung der beiden Substanzen tiefgehender untersuchen zu können. Als Nächstes stehen Laborversuche an Mäusen an, die sich ebenfalls als Versuchstiere eignen, da auch in ihren Organismen eine zu hohe Produktion von Tau-Proteinen stattfindet. Die Forscher wollen vor allem herausfinden, ob bei den Mäusen durch den Einsatz der Wirkstoffe eine Verringerung von Demenzerscheinungen herbeigeführt werden kann. Das wäre eine wichtige Voraussetzung für die Beantragung und Bewilligung von klinischen Studien am Menschen.

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Ohne die Pharmaindustrie geht es nicht

Laut Prof. Dr. Zweckstetter werde man dafür allerdings mit einem Pharma-Unternehmen zusammenarbeiten. Trotz aller Fördergelder seien kostenintensive Arzneimittel-Studien ohne die Unterstützung durch die Pharmaindustrie nicht möglich. Mit zu schnellen Ergebnissen darf trotzdem nicht gerechnet werden. Die Forscher sind noch mehrere Jahre von einem marktreifen, zulassungsfähigen Alzheimer-Stopper entfernt.

In Deutschland litten bereits 2018 ungefähr 1,5 Millionen Menschen mit einem Alter von mehr als 65 Jahren an Demenzerkrankungen, wobei von einer steigenden Tendenz in den letzten Jahren ausgegangen werden kann. Deshalb ist die Alzheimer-Forschung in Göttingen ein wichtiges Feld, nicht nur für das Team um Prof. Dr. Zweckstetter. Andere Teams an der Georg-August-Universität arbeiten zum Beispiel an Früherkennungsverfahren, denn die Erkrankung wird meistens erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert.

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