Alzheimer-Proteine im Nervenwasser

Alzheimer-Proteine im Nervenwasser

Alzheimer-Proteine im Nervenwasser-Liquor-Untersuchungen

Alzheimer-Proteine im Nervenwasser-Eine Untersuchung des Liquors kann dazu dienen, die Alzheimer-Krankheit zuverlässig zu identifizieren.

In den frühen Stadien der Krankheit können Veränderungen im Liquor festgestellt werden. Bestimmte Proteine werden bei Vorliegen der Krankheit in unterschiedlichen Mengen nachgewiesen. Mit einer Kanüle wird Liquor aus dem unteren Rückenmarkskanal entnommen. Da für die Entnahme vorbereitende Untersuchungen erforderlich sind und der Patient nicht sofort nach Hause gehen kann, wird die Liquoruntersuchung nur selten ambulant durchgeführt. Dennoch ist sie derzeit gängige Praxis bei Gedächtnissprechstunden und stationären Untersuchungen.

 

Der Liquor enthält frühe Anzeichen der Alzheimer-Krankheit

Eine zuverlässige und frühzeitige Diagnose ist entscheidend für eine bessere Behandlung der Alzheimer-Krankheit. DZNE-Forscher haben ein Protein im Liquor gefunden, das die Krankheit erkennen könnte, noch bevor Symptome auftreten.

Das Protein lässt die Gehirnzellen absterben und sorgt dafür, dass sie allmählich absterben – ein Prozess, der über Jahre hinweg unbemerkt bleiben kann. Die Erklärung dafür ist die unglaubliche Anpassungsfähigkeit des menschlichen Gehirns: Es kann den Verlust von Nervenzellen bis zu einem gewissen Grad kompensieren. Gedächtnisstörungen und andere Alzheimer-ähnliche Anomalien werden erst dann offensichtlich, wenn sich solche Ausfälle häufen. Bis die Betroffenen einen Arzt aufsuchen, hat die Krankheit bereits enorme Zerstörungen angerichtet. “Die Alzheimer-Krankheit wird viel zu spät erkannt, um eine wirksame Behandlung zu ermöglichen. Wir brauchen dringend eine verlässliche Frühdiagnose”, sagt Prof. Dr. Christian Haass vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in München. “Die Alzheimer-Krankheit ist derzeit unheilbar. Eine frühzeitige Erkennung und Therapie würde aber die Chancen erhöhen, die Krankheit erfolgreicher und vor allem früher zu bekämpfen, als es derzeit möglich ist.”

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Spuren im Liquor cerebrospinalis

Eine Untersuchung des Nervenwassers könnte entscheidende Hinweise liefern. Haass und Kollegen haben kürzlich Vorläufer der Alzheimer-Krankheit in dieser Körperflüssigkeit nachgewiesen, die das Gehirn und das Rückenmark durchspült und durch eine Lendenwirbelpunktion gewonnen werden kann. An der Studie beteiligt war auch ein Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Ewers vom Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).

Die Studie wurde im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts mit dem Namen Dominantly Inherited Alzheimer Network (DIAN) durchgeführt. Es befasst sich mit der vererbten Alzheimer-Krankheit, die auch als “familiär” bezeichnet wird. Menschen, die an dieser Krankheit leiden, haben bestimmte genetische Defekte in ihrem Genom, die früher oder später eine Alzheimer-Demenz verursachen. Dies geschieht in der Regel im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Lebensjahr. “Der Zeitpunkt kann in bestimmten Familien sehr genau vorhergesagt werden. Denn frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Symptome im gleichen Alter auftreten wie bei Verwandten, die bereits erkrankt sind”, so Haass.

Rund 130 Personen mit familiärer Neigung zur Alzheimer-Krankheit wurden von den Münchner Forschern untersucht. Die Mehrzahl der Personen wies zu diesem Zeitpunkt keine Anzeichen einer Demenz auf oder hatte leichte kognitive Beeinträchtigungen. Allerdings gab es Auffälligkeiten in der Hirnflüssigkeit: Die Menge des Proteins TREM2 stieg etwa fünf Jahre vor dem prognostizierten Beginn der Alzheimer-Symptome an.

Alzheimer-Proteine im Nervenwasser Erstaunliche immunologische Reaktion

Dieses Protein wird von Fresszellen im Gehirn, den so genannten Mikroglia, freigesetzt. Sie sind Teil des Immunsystems und unterstützen die Arbeit des Gehirns, indem sie zum Beispiel zelluläre Abfallprodukte aus dem Weg räumen. “In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Alzheimer-Krankheit mit Entzündungen im Gehirn zusammenhängt, die Nervenzellen zerstören und so das Fortschreiten der Krankheit fördern. Unsere Ergebnisse zeigen, dass solche Immunreaktionen schon in jungen Jahren beginnen”, erläuterte Haass. Der höhere TREM2-Spiegel deutet darauf hin, dass bei der erblichen Alzheimer-Variante die Fresszellen des Gehirns aktiviert werden, lange bevor sich die Krankheit manifestiert. Darüber hinaus entdeckten Haass und seine Kollegen, dass die Menge des TREM2-Proteins bei Menschen, die an der weitaus häufigeren Form der Alzheimer-Demenz erkranken, die als “sporadisch” bezeichnet wird, bereits in einem frühen Stadium ansteigt.

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Potenzieller Biomarker

Vor diesem Hintergrund sieht Haass mehrere Möglichkeiten, den TREM2-Spiegel zu messen. So könnte die Proteinkonzentration einen “Biomarker” darstellen – ein Maß, das anzeigt, ob immunologische Reaktionen im Gehirn ablaufen. “Der TREM2-Wert ist ein Maß für die mikrogliale Aktivierung. Diese Information könnte bei der Diagnose der Alzheimer-Krankheit helfen”, so die Forscherin. Vor allem aber könnte der TREM2-Wert als therapeutischer Marker nützlich sein. “Die TREM2-Werte könnten dazu verwendet werden, die Entwicklung immunologischer Reaktionen zu überwachen und damit zu signalisieren, ob eine Therapie wirksam ist oder nicht”, sagt Haass.

Ansatzpunkt für zukünftige Medikamente

Der DZNE-Forscher sieht in der Mikroglia-Reaktion therapeutisches Potenzial. Es gibt Anzeichen dafür, dass diese Immunantwort das Fortschreiten der Krankheit aufhalten kann, aber mit der Zeit nachlässt. Herr Haass: “Wir entwickeln deshalb Wirkstoffe, die die Phagozytenfunktion stärken. Das liegt daran, dass sie auf toxische Proteine abzielen, die sich bei der Alzheimer-Krankheit um die Nervenzellen ablagern.”

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