Alzheimer-Krankheit und Resilienz-Manche Menschen scheinen widerstandsfähiger gegen Demenz zu sein als andere, selbst wenn sie 90 Jahre alt oder älter sind und Plaques im Gehirn haben. Hier ist die Resilienz ebenso wichtig wie als Kraftquelle für überforderte Pflegerinnen und Pfleger.
Es gibt Menschen, denen sie in die Wiege gelegt wurde: eine besondere psychische Belastbarkeit, die ihnen hilft, Krisen und schwierige Erfahrungen zu überwinden. Resilienz” ist das Fachwort für die seelische Fähigkeit, bei der Bewältigung von Lebensnöten nicht dünnhäutig, sondern dickhäutig zu sein. Resilienz ist in zwei Lebenssituationen sehr wichtig:
Um nach einer Krise oder Katastrophe wieder in den normalen Betrieb zurückzukehren.
um diese Fähigkeit, angesichts von Widrigkeiten (wie Krisen oder Krankheit) zu funktionieren, zu erhalten.
Wie kann man eine solche innere Widerstandskraft entwickeln? Die Resilienzforschung, eine relativ neue Wissenschaft, die in den 1950er Jahren begann, versucht, diese Frage zu beantworten. Dabei werden Faktoren wie Armut, Familie, Migration, Religion und Genetik berücksichtigt. Forscher haben gezeigt, dass bestimmte Persönlichkeitseigenschaften mit Resilienz in Verbindung stehen. Das “Big Five”-Modell, ein weltweites Standardmodell der Persönlichkeitsforschung, erklärt diese Eigenschaften. Nach diesem Paradigma setzt sich die Persönlichkeit eines Menschen aus fünf primären Aspekten zusammen (den so genannten “Big Five”). Es sind dies:
- Neurotische Tendenzen (emotionale Labilität)
- Extrovertiertheit vs. Introvertiertheit (Kontaktfreudigkeit)
- Verfügbarkeit für neue Erfahrungen
- Akzeptanz (Einfühlungsvermögen)
- Gewissenhaftigkeit
Zur Bewertung der fünf Eigenschaften werden Skalen und Punktesysteme verwendet. Daraus geht hervor, dass sich eine Reihe starker Eigenschaften positiv auf die Resilienz auswirkt. Menschen, die niedrige Neurotizismus Werte, aber etwas überdurchschnittliche Werte bei den anderen vier Aspekten haben, gelten als resilient.
Alzheimer-Krankheit und Resilienz-Wie funktioniert das Erlernen von Resilienz?
Entgegen der landläufigen Meinung ist Resilienz keine feste Persönlichkeitseigenschaft. Vielmehr ist sie das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses und kann daher in jedem Alter entwickelt werden. Die Psychologie arbeitet an der Verbesserung zahlreicher Elemente, die als Schutz vor Stressoren fungieren. Es wird empfohlen, diese Aspekte stärker in das eigene Leben zu integrieren, um die persönliche Resilienz zu stärken:
- Persönliche Werte und die Überzeugung, dass das Leben einen Sinn hat, gehören zur Wertorientierung und zum Sinn des Lebens.
- Die Fähigkeit, die Verpflichtungen des Lebens als überschaubar und sinnvoll zu betrachten, wird als Kohärenzgefühl bezeichnet.
- Positive Gefühle: Positive Gefühle haben, auch wenn man unter Stress steht oder mit Schwierigkeiten konfrontiert ist.
- Hartnäckigkeit ist ein Ausdruck, der die zugrundeliegende Einstellung beschreibt, Aufgaben als bewältigbar und nicht als Herausforderung zu sehen.
- Selbstwertgefühl ist eine positive Einschätzung der eigenen Person.
- Bewältigungsmethoden werden eingesetzt, um mit Stress, entscheidenden oder traumatischen Lebenssituationen umzugehen.
- Selbstwirksamkeitserwartung: Dies ist die Überzeugung, dass man Normen durch eigene Anstrengungen erfüllen kann.
- Optimismus ist die Tendenz, Ereignisse und Erwartungen in einem positiven Licht zu sehen.
- Soziale Unterstützung: Die Resilienz wird durch ein gut funktionierendes soziales Netz gestärkt.
- Kognitive Flexibilität ist die Fähigkeit, Gedanken und Verhaltensweisen als Reaktion auf veränderte Umweltsituationen zu ändern.
- Überzeugungen und spirituelle Praktiken oder Netzwerke schaffen ein Gefühl der Sinnhaftigkeit und tragen zur Resilienz bei.
- Schutz vor Demenz durch kognitive Widerstandsfähigkeit
Warum werden manche Menschen mit zunehmendem Alter geisteskrank, während dies bei anderen nicht der Fall ist, selbst wenn sie schon recht alt sind? Das kann an einer Reihe von Faktoren liegen, unter anderem am Lebensstil. Dies ist eines der Ergebnisse der “90+-Untersuchung”, einer Langzeitstudie mit 1 700 Personen über die geistigen Fähigkeiten älterer Menschen.
Demnach hatten 40 % der Probanden eine Demenz, die sich jedoch nicht über die gesamte Lebensspanne hinweg bemerkbar machte. Bei der Hälfte der Demenzkranken hingegen gab es zwar Anzeichen für einen geistigen Verfall, aber keine neuropathologischen Veränderungen. Was war geschehen?
Die Forscher verwenden den Begriff “kognitive Resilienz”, um einen Zustand zu beschreiben, in dem eine Person charakteristische Alzheimer-Pathologie, aber keine Demenzsymptome aufweist. Laut den Forschern um die Neurobiologin Claudia Kawas von der University of California, Irvine, könnten die Ursachen für kognitive Resilienz mit dem Lebensstil zusammenhängen. Die Teilnehmer der robusten Studie waren zum Beispiel aktiver und sahen weniger fern.
“Menschen mit niedriger Bildung hatten in diesem Fall ein viermal höheres statistisches Risiko, eine Demenz zu entwickeln, als Menschen mit höherer Bildung”, erklärte Kawas auf dem XXIII World Congress of Neurobiology in Kyoto 2017: “Menschen mit niedriger Bildung hatten in diesem Fall ein viermal höheres statistisches Risiko, an Demenz zu erkranken, als Menschen mit höherer Bildung.” Ist lebenslanges Lernen eine Komponente der Resilienz? Das ist für die Wissenschaft noch immer ein Rätsel. Es gibt derzeit keinen Beweis dafür, dass beispielsweise Gehirntraining von Vorteil ist, und es scheint eher kurzfristige Ergebnisse zu liefern.
Resilienz ist eine Quelle der Stärke für Demenzbetreuer und Familienmitglieder
Demenz belastet die Beziehungen bis zum Äußersten. Viele Pflegende erreichen im regelmäßigen Austausch ihre Belastungsgrenze. Viele Pflegende vernachlässigen ihre eigene Gesundheit, weil sie sich gegenüber ihrer Familie oder ihrem Partner verantwortlich fühlen. Psychische Müdigkeit geht oft mit körperlichen Symptomen, anhaltenden Schlafstörungen, einem geschwächten Immunsystem, Melancholie und Angstzuständen sowie sozialer Isolation und Einsamkeit einher, die durch den körperlich und geistig anstrengenden Pflegealltag verursacht werden.
In solchen Situationen ist Resilienz gefragt. Sie fördert nicht nur die eigene Gesundheit, sondern macht auch die Pflege anderer einfacher. Die gute Nachricht ist, dass Resilienz etwas ist, das man lernen kann. Die folgenden Maßnahmen helfen bei der Entwicklung stärkerer Nerven:
- Suchen Sie einen Ausgleich: Pflegende Angehörige vergessen leicht, dass sie nicht rund um die Uhr arbeiten können. Sich Zeit für sich selbst zu nehmen, ist eine willkommene Abwechslung zum Pflegealltag und den damit verbundenen Ängsten. Für Demenzkranke und ihre Angehörigen reichen die Möglichkeiten von einem wohltuenden Bad oder einer Massage bis hin zu Kurzzeitpflege oder Urlaubspaketen.
- Regelmäßige Bewegung: Machen Sie nach einem anstrengenden Tag einen 30-minütigen Spaziergang, um Spannungen und negative Gefühle abzubauen. Schwimmen, Radfahren und sogar Gartenarbeit sind gute Möglichkeiten, um Stress abzubauen. Die Bewegung sollte vorzugsweise an der frischen Luft und in der Natur stattfinden, da die Sonne die Bildung von Vitamin D fördert, das ein wichtiges Antidepressivum ist.
- Meditation und Achtsamkeit: Nach Jon Kabat-Zinn können meditative Praktiken wie die achtsamkeitsbasierte Stressreduzierung (MBSR) dazu beitragen, chronischen Stress abzubauen, der bei der Pflege von demenzkranken Angehörigen häufig auftritt. Die Wirksamkeit dieser Strategie wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen. In den meisten Regionen gibt es Gruppentrainings, in denen die MBSR-Meditationsmethoden unter Anleitung erlernt werden können.
Bitte trennen Sie sich nicht von professioneller Hilfe und Austausch! Betroffene sollten in einer Krise so schnell wie möglich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, z.B. psychotherapeutische Unterstützung und Demenzberatungsstellen. Der Austausch mit Gleichgesinnten im Rahmen von Selbsthilfe- und Angehörigengruppen ist eine geeignete Möglichkeit. Solche Gruppen werden von Alzheimer-Organisationen organisiert.