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Alzheimer klinische Studien
Alzheimer klinische Studien-Wissenschaftliche Untersuchungen zur Anwendung von therapeutischen, diagnostischen und präventiven Maßnahmen am Menschen werden hierzulande als klinische Forschung bezeichnet. Dadurch sollen Verfahren zur Behandlung, Erkennung und Vorbeugung von Krankheiten verbessert und getestet werden. Oft wird sich dabei auf Ergebnisse der medizinischen Grundlagenforschung gestützt. Die Teilnahme an den Alzheimer klinische Studien stößt bei vielen Betroffenen und Angehörigen auf großes Interesse. Dieser Artikel soll Aufschluss über die wichtigsten Bereiche bezüglich Alzheimer klinische Studien geben. Des Weiteren enthält er Hinweise für Studienteilnehmerinnen und –teilnehmer.
Die Entwicklung von diagnostischen Verfahren
Mittlerweile ist bekannt, dass durch viele unterschiedliche Krankheiten Demenz hervorgerufen werden kann. Damit diese Erkrankungen besser voneinander unterschieden und erkannt werden können, wurden neue diagnostische Verfahren getestet und entwickelt. Anhand eines sogenannten Expertenurteils werden Gewebeproben oder aber auch neue diagnostische Instrumente bewertet. Grundlage der Expertenurteile sind die bereits bestehenden diagnostischen Testergebnisse. Neue diagnostische Instrumente können u. a. sein:
- Prüfungen der kognitiven Leistungsfähigkeit,
- Unterredungen mit Bezugspersonen,
- Befunden von bildgebenden Verfahren (Positronen-Emissionstomografie oder Magnetresonanz-Tomografie),
- Labortests.
Aber auch Experten können sich einmal irren, so dass das Expertenurteil auch eine leichte Tendenz zur Irrtumswahrscheinlichkeit mit sich bringt. Ein Maßstab, damit ein Test auf Genauigkeit beurteilt werden kann, wäre beispielsweise die Untersuchung einer Gewebeprobe des Gehirns zu Lebzeiten, also eine Biopsie. Möglich wäre auch eine Autopsie, d. h. nach Ableben des Betroffenen. Jedoch lässt sich dieser Maßstab nur selten einsetzen.
Die Früherkennung durch Alzheimer klinische Studien
Eines der wichtigsten Ziele der diagnostischen Forschung ist die Früherkennung von Krankheiten. Hierzu wird eine Person getestet, bei der vermutet wird, dass sie sich schon im Frühstadium einer Demenzerkrankung befindet oder ein erhöhtes Risiko besitzt, eine Erkrankung zu erleiden. Dieses Testergebnis wird dann später mit der endgültigen Diagnose (Jahre später) gegenübergestellt. Daraus ergibt sich dann die Vorhersagekraft des Instrumentes. Dies wird auch als „prädiktiver Wert“ bezeichnet. Dank dieses Tests kann eine genauere Einordnung einer Erkrankung im Frühstadium erfolgen, als mit dem klinischen Expertenurteil allein.
Klassische Fragestellungen einer diagnostischen Forschung lauten:
- Kann sich anhand eines Gedächtnistests (Screening-Test) eine Demenz erkennen?
- Kann ein Labortest die Entwicklung der Demenz bei Personen mit Gedächtnisstörungen vorhersagen?
- Ist der Gedächtnistest bei Demenzerkennung aussagekräftiger, als ein Interview mit der Bezugsperson?
- Wäre ein Gentest bei gesunden Personen ab 50 Jahren geeignet, um die Bestimmung des Demenzrisikos herauszufinden?
- Würde eine Abbildung der Tau- oder Amyloid-Ablagerungen im Hirn eine genauere Erkennung der Alzheimer-Krankheit liefern?
Nicht-medikamentöse und medikamentöse Behandlung
Die Frage, ob eine gewisse Behandlung verträglich, sicher und wirksam ist, versucht die therapeutische Forschung zu beantworten. Fragliche Maßnahmen können hier beispielsweise ein operativer Eingriff, ein Medikament, ein Übungsprogramm, ein Gespräch, eine Veränderung der Umweltbedingungen oder eine technische Hilfe sein. Sollte es bereits für eine Gesundheitseinschränkung Behandlungsmöglichkeiten geben, stellt sich zudem die Frage, ob nicht neue Therapieformen der Standardbehandlung vorgezogen werden sollten. Die nachweisliche Wirksamkeit einer neuen Behandlungsmaßnahme oder eines Medikamentes ist Voraussetzung, um eine Zulassung als Medizinprodukt oder Arzneimittel zu erhalten. Des Weiteren hängt auch die Fähigkeit der Erstattung der Kosten durch die Krankenkasse von der Zulassung ab.
Die Entwicklung von Medikamenten während Alzheimer klinische Studien
Im Regelfall startet die Entwicklung neuer Medikamente mit aufwendigen Tier- und Laborversuchen („präklinische“ Studie). Alle Substanzen, die diesen Entwicklungsprozess erfolgreich durchlaufen haben, können sodann unter Bezugnahme auf ihre Verträglichkeit an gesunden Versuchsteilnehmerinnen und -teilnehmern erprobt werden. Hierbei spricht man von Studien der Phase 1. Danach erfolgt bei den Teilnehmenden der entsprechenden diagnostischen Gruppe, die Ermittlung des besten Verhältnisses zwischen Wirkung und Nebenwirkung (Phase 2). Es werden nur jene Substanzen in großen Studien weiterverfolgt, die sich in diesem Abschnitt bewähren. In Phase 3 wird sodann die Studie an einer großen Personenzahl zur Bestätigung der Verträglichkeit und Wirksamkeit weitergeführt. In aller Regel werden zur Beurteilung der Wirksamkeit einige Verhaltensbeobachtungen und Tests herangezogen. Meistens werden diese „klinischen Prüfungen“ an gründlich ausgesuchten und behandlungswilligen Personen mit wenigen Begleitkrankheiten durchgeführt. Hochmotivierte Angehörige sollten ebenfalls vorhanden sein. Bei schon zugelassenen Medikamenten ist es daher sinnvoll, weitere Erkenntnisse über Verträglichkeit, Anwendungsbereich und Sicherheit bei einem weniger selektierten und größeren Personenkreis zu ermitteln (Phase 4).
Die Methodik klinischer Arzneimittelprüfungen
Damit die Wirksamkeit ordnungsgemäß geprüft werden kann, muss garantiert werden, dass die festgestellten Symptome auch auf die tatsächliche Behandlung schließen lassen und nicht auf unpräzise Einflüsse (hohe Erwartungen an ein neues Medikament, intensive Zuwendung). Auch müssen Rückschlüsse auf Versuchsanordnungen ausgeschlossen werden, wie beispielsweise Lernen durch Testwiederholung oder ein vorzeitiges Ausscheiden eines Studienteilnehmenden. Deshalb werden bei einem therapeutischen Versuch die Teilnehmenden mittels eines Zufallsverfahrens entweder einer unwirksamen Maßnahme oder einer wirksamen Therapie zugeordnet. Die zufällige Zuordnung wird auch „Randomisierung“ genannt (englisch: „random“ = zufällig). Hierbei spricht man von zwei Studienarmen.
Die Kontrollbedingung bei klinischen Arzneimittelprüfungen besteht aus der Verabreichung eines nicht wirksamen Scheinmedikaments (Placebo), das sich jedoch von außen nicht vom Wirkstoff unterscheiden lässt. Damit sichergestellt ist, dass das Ergebnis nicht durch falsche Erwartungen verfälscht wird, darf weder der behandelnde Arzt noch der Patient selbst wissen, in welcher Gruppe er sich befindet, es sei denn, es kommt zu einem Notfall. Dies bedeutet, dass beide „blind“ hinsichtlich der eigentlich stattfindenden Behandlung sind. Deshalb spricht man auch von „doppel-blinder“ Studienanordnung. Soll ein Vergleich zwischen zwei Medikamenten hergestellt werden, werden beide in deckungsgleicher Erscheinungsform verabreicht.
Von einer „einfach-blinden“ Studie wird gesprochen, wenn nur der Patient über die tatsächliche Behandlungsweise im Unklaren ist.
Zusätzliche Aufschlüsse für die Praxis
Als „offene“ Studien werden Gegenüberstellungen genannt, die ohne ein unwirksames Scheinpräparat durchgeführt werden. Deshalb sind diese Studien auch nicht dafür ausgelegt, Wirksamkeiten einer Substanz festzustellen, jedoch können sie weitere wichtige Informationen über eine langfristige Sicherheit und Verträglichkeit geben. Bei schon zugelassenen Medikamenten, die keiner Verordnungsweise von Ärzten unterliegen, wird von „Anwendungsbeobachtungen“ gesprochen. Auch diese „Beobachtungen“ erlauben keine Rückschlüsse auf die Wirksamkeit eines Medikaments, können aber wiederum praktische Erkenntnisse über Sicherheit und Verträglichkeit an jenen Patienten liefern, die gleichzeitig noch andere Medikamente einnehmen oder an anderen Erkrankungen leiden.
Die neuen Behandlungsverfahren gegen Alzheimer mittels Alzheimer klinische Studien
Aktuell befindet sich die Behandlung von Alzheimer in einem Übergang zwischen konventionellen Medikamenten, die lediglich die Symptome drosselt, und neuen pharmakologischen Methoden. Die pharmakologischen Strategien zielen darauf ab, den bevorstehenden Nervenzelluntergang zu bremsen oder gar ganz aufzuhalten. Damit die Wirksamkeit der neuen Substanzen nachgewiesen werden kann, muss in langen Studien die Beobachtung der Symptome mittels Messung der Hirngröße, der Ablagerung krankhafter Stoffwechselprodukte und der Nervenzellaktivität nachgewiesen werden. Es sind sogar Arzneimittel in der Entwicklungsphase, welche die Symptome der Demenz effektiver lindern sollen, als die bisherigen Medikamente.
Nicht-medikamentöse Behandlung
Dieselben methodischen Grundsätze gelten auch bei der Erforschung der Wirksamkeit von nicht-medikamentösen Therapiemethoden. Jedoch lässt sich eine unwirksame Placebo-Behandlung nicht realisieren. Deshalb wird in etlichen Fällen eine Parallele mit einer anscheinend aussichtslosen Maßnahme vergleichbarer Intensität vorgenommen. Manchmal werden auch nur zwei Patientengruppen miteinander verglichen, wobei eine Gruppe behandelt wird und die andere entweder auf die Therapie wartet (Warteliste) oder in der entsprechenden Institution die übliche Behandlung erhält (Standard-Therapie). Nicht-medikamentöse Behandlungsformen mit einer nachgewiesenen Wirksamkeit sind Erinnerungstherapie, kognitive Anregung, körperliche Aktivität und Ergotherapie. Die Erprobung von technischen Assistenzsystemen und Hilfen stellt nunmehr auch ein neues Feld bezüglich der Alzheimer klinische Studien dar.
Demenz vorbeugen
Mittlerweile ist bekannt, dass an der Entstehung der Altersdemenz viele Faktoren beteiligt sind. Einige Faktoren sind leider unveränderlich, wie zum Beispiel das Lebensalter oder die genetische Konstellation. Andere Faktoren hingegen können grundsätzlich beeinflusst werden. Hierzu gehören Umstände wie Stoffwechselstörungen, Bluthochdruck, körperliche und geistige Aktivität, Ernährungsweise, die Intensität sozialer Kontakte und die Einnahme bestimmter Medikamente. Um herauszufinden, ob derartige Faktoren mit der Entstehung von Demenz im Alter zu tun haben, kann aus einer Gegenüberstellung von Personen hervorgehen, von denen einige den jeweiligen Faktor aufweisen, die anderen aber nicht. Damit die vorbeugende Wirkung schlüssig nachgewiesen werden kann, bedarf es einer Studie, bei der die fraglichen Einflussgrößen nach einem Zufallsprinzip einem Teil der Versuchspersonen zugeordnet werden. Der andere Teil, bei denen das Auftreten einer Demenz etliche Jahre später abgewartet wird, erhält diese Einordnung nicht. Jedoch lässt sich dieses planmäßige Vorgehen nur schwer auf verschiedene Lebensgewohnheiten anwenden.
Informationen zur Teilnahme an Studien
Rechtliche Voraussetzungen
Um an einer medizinischen Studie teilnehmen zu können, bedarf es der Einwilligungsfähigkeit der teilnehmenden Person. Darunter wird die eigene Fähigkeit verstanden, Risiken und Nutzen der Beteiligung abzuwägen und die Zielsetzung und Art des Forschungsvorhabens vollumfänglich zu verstehen. Auf der Grundlage dieser Abwägungen sollte eine persönliche Entscheidung getroffen werden. Für Menschen, die nicht mehr einwilligungsfähig sind, ist eine Teilnahme nur dann rechtens, wenn deshalb ein wesentlicher Vorteil für sie selbst verbunden ist. Dies kann bei einem Heilversuch der Fall sein. Auch besteht die Möglichkeit an einem Forschungsvorhaben teilzunehmen, wenn man zum Zeitpunkt der ärztlichen Aufklärung noch einwilligungsfähig war und der Teilnahme zugestimmt hat (Probandenverfügung). Hier können auch rechtliche Betreuer ins Spiel kommen, die die Zustimmung der Patienten letztendlich erteilen. Jedoch darf der Betreuer nicht zu Zwecken des Forschungsvorhabens bestellt werden.
Risiken und Nutzen bei einer Teilnahme an Forschungsvorhaben
Unterschieden wird unter dem persönlichen Nutzen und dem Nutzen für die Allgemeinheit. Ein persönlicher Nutzen kann in den Vorteilen einer neuen Behandlungsmethode liegen. Bei Alzheimer klinische Studien besteht jedoch immer die Gefahr, mit unwirksamen Scheinmedikamenten behandelt zu werden. Weiterer persönlicher Nutzen kann auch die intensive medizinische Betreuung während der Studie darstellen. Der Vorteil für die Allgemeinheit liegt darin, künftigen Betroffenen die Verbesserung der therapeutischen oder diagnostischen Möglichkeiten näher zu bringen.
Nebenwirkungen oder eventuelle schmerzhafte Eingriffe können mögliche Risiken einer Teilnahme eines Forschungsvorhabens sein. Auch eine Unterlassung der Standardbehandlung während der Studiendauer stellt ein mögliches Risiko dar. Für eventuelle Schäden, die durch die Teilnahme an dem klinischen Forschungsvorhaben entstehen, müssen die Auftraggeber der Studie oder die durchführenden Institutionen eine sogenannte Probandenversicherung abschließen.
Informationen für Studienteilnehmerinnen und –teilnehmer
Die Entscheidung gegen oder für eine Studienteilnahme sollte stets auf Basis explizierter Informationen über das Forschungsvorhaben gefällt werden. Alle wichtigen Informationen sollten in einer schriftlichen Patienteninformation beinhaltet sein. Wichtige Informationen sind unter anderem:
- Zielsetzung und exakte Abfolge und Zeitplan des Projekts.
- Titel des Vorhabens und die durchführende Institution.
- Angaben zur Probandenversicherung (Ansprechpartner, Versicherungsnummer, Verpflichtungen).
- Mögliche Risiken und zu erwartender Nutzen (zum Beispiel Nebenwirkungen von Medikamenten).
- Aufklärung über den Schutz der persönlichen Daten.
- Hinweise zur Weitergabe von Daten und zur Datenauswertung.
- Erklärung, ob und von welchen Leuten Informationen über die teilnehmende Person beschafft werden sollen.
- Rücktrittsklausel und Freiwilligkeit der Teilnahme (Widerruf der Teilnahme ohne Nachteile)
Alzheimer klinische Studien
Eine Klinische Studie zur Bestätigung der Sicherheit und Wirksamkeit der
Tiefen Hirnstimulation bei Alzheimer im frühen Stadium
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Forscher am Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen und an den kooperierenden Einrichtungen suchen FREIWILLIGE STUDIEN-TEILNEHMER
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